Bereits zum zehnten Mal findet derzeit der „2°Campus“ statt, eine Schülerakademie des World Wide Fund for Nature (WWF), bei der talentierte Schüler/-innen gemeinsam mit Wissenschaftler/-innen zum Klimaschutz forschen.
Interview mit WWF Stipendiaten unserer PSD Bank: Ein großer Hebel für mehr Klimaschutz
Koblenz, 14.05.2021
World Wide Fund for Nature (WWF)
Mit dabei: Jan Heinemann. Der 18-Jährige Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums in Andernach will herausfinden, wie man Gebäude recyclinggerecht modernisieren kann, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Er ist Stipendiat der PSD Bank Koblenz, die mit einer Spende von 5.000 Euro jedes Jahr die Teilnahme einer Schülerin oder eines Schülers aus Rheinland-Pfalz ermöglicht. Wir sprachen mit Jan Heinemann über seine Forschungsambition, über sein gesellschaftliches Engagement – und den „Löschigel“.
Lieber Jan Heinemann, dürfen wir dich duzen?
Gerne!
„Wie können Bestandsgebäude recyclinggerecht und unter Verwendung von Baustoffrecycling modernisiert werden, um zur Emissionsreduktion im Lebenszyklus beizutragen?“, lautet die Forschungsfrage, die du gemeinsam mit vier weiteren Schüler/-innen beim WWF-„2°Campus“ bearbeitest. Das klingt ungewöhnlich für einen 18-jährigen Gymnasiasten.
Stimmt. Aber ich bin naturwissenschaftlich und technisch sehr interessiert. Ich habe zum Beispiel kürzlich den Landeswettbewerb „Jugend forscht“ in der Rubrik „Arbeitswelt“ gewonnen. Mit dem „Löschigel“.
Das musst du näher erklären!
Ich bin seit vielen Jahren ehrenamtlich beim DLRG und seit diesem Jahr im Rettungsdienst aktiv, ein Freund bei der Freiwilligen Feuerwehr. Gemeinsam hatten wir die Idee für den „Löschigel“, und ich habe diese dann weiterentwickelt. Das ist ein spezieller Leiteraufsatz, der es Feuerwehrleuten ermöglicht, ein Gebäude auch innen löschen zu können, ohne es selbst betreten zu müssen. Das erhöht ihre Sicherheit.
In deinem Forschungsprojekt bei der WWF-Schülerakademie geht es offenbar ebenfalls um Technik.
Ja, aber diesmal steht der Klimaschutz im Vordergrund. Der geht uns alle an! Und das Thema Wohnen betrifft uns alle. Deshalb fange ich auch bei meinem Elternhaus an. An diesem konkreten Beispiel will ich schauen, welche verwendeten Baustoffe später recyclingfähig sind und welche nicht.
Hast du eine Vermutung?
Noch nicht konkret, aber Tatsache ist, dass in Deutschland bisher meist gebaut wurde, ohne sich über die Wiederverwendbarkeit der verwendeten Materialien Gedanken zu machen, wenn ein Gebäude eines Tages saniert oder abgerissen wird. Viele Teile lassen sich bei einer Sanierungsmaßnahme nämlich nicht recyceln.
Das würdest du gerne ändern?
Genau. Ich bin fest überzeugt, dass hier viel Potenzial zum Klimaschutz drinsteckt. Das ist ein richtig großer Hebel, den wir im Grunde alle in der Hand haben.
Wie geht ihr vor?
Am Anfang steht ganz viel Internet-Recherche. Wir durchforsten Materialdatenbanken und suchen nach Musterobjekten, entwickeln Fragebögen und einem Interviewleitfaden und sprechen dann mit Expertinnen und Experten, etwa aus Architekturbüros oder von Bauunternehmen. Aber wir analysieren auch die Baupläne der eigenen Elternhäuser.
Seid ihr dabei allein?
Wir haben die Aufgaben untereinander aufgeteilt, stehen aber natürlich über Videomeetings und Mails miteinander in Kontakt. Außerdem ist für Ende Mai ein virtuelles Treffen zusammen mit Professor Karsten Voss von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal geplant, der uns betreut.
Jetzt haben wir Anfang Mai. Kommt ihr gut voran?
Ja, die Recherchen laufen auf vollen Touren, und es ist wirklich interessant. Ganz besonders freue ich mich aber schon auf den zweiten Block der Schülerakademie in den Sommerferien. Da werden wir eine Woche in Wuppertal gemeinsam mit Professor Voss und einigen Studierenden an unserer Forschungsarbeit feilen, das wird bestimmt richtig gut!
Hast du eigentlich schon Pläne für die Zeit nach dem Abi?
Ein Jahr habe ich ja noch, jetzt hoffe ich erstmal, dass der Unterricht möglichst bald wieder normal stattfinden kann! Nach dem Abi könnte ich mir gut vorstellen, Maschinenbau zu studieren. Aber auch Medizin würde mich reizen. In jedem Fall will ich damit etwas bewirken, für die Menschen und das Klima. Die Plätze beim „2°Campus“ sind leider sehr begrenzt, aber wir hoffen alle, eine Vorreiterfunktion einzunehmen, denn jeder kann etwas bewirken! Man muss nur anfangen!
Die WWF-Schülerakademie „2°Campus“ Der World Wide Fund for Nature (WWF) gilt als eine der größten und erfahrensten Naturschutzorganisationen der Welt und ist in mehr als 100 Ländern aktiv. Ein wichtiges WWF-Projekt in Deutschland ist die Schülerakademie „2°Campus“. Dazu lädt der WWF seit 2012 jedes Jahr 20 talentierte und engagierte Schüler/-innen im Alter von 15 bis 19 Jahren ein, gemeinsam mit Wissenschaftler/-innen zum Klimaschutz zu forschen. Sie initiieren eigene Forschungsprojekte in den Sektoren Energie, Mobilität, Gebäude und Ernährung und gehen ihren Forschungsfragen gemeinsam mit anerkannten Wissenschaftler/-innen der WWF-Partneruniversitäten auf den Grund. Dazu zählen die Bergische Universität Wuppertal, die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Hauptsponsor der Schülerakademie ist das Familienunternehmen HEINZ-GLAS. Die PSD Bank Koblenz fördert den „2°Campus“ jährlich mit 5.000 Euro. Damit ermöglicht sie einer Schülerin oder einem Schüler aus Rheinland-Pfalz die Teilnahme an der Schülerakademie des WWF.
20 Schüler/-innen, acht Bundesländer, ein Ziel: mehr Klimaschutz
Der „2°Campus“ besteht aus zwei Blöcken. Kurz vor Ostern fand der Einstiegsblock statt. Die insgesamt 20 teilnehmenden Schüler/-innen aus acht Bundesländern sowie interessierte Eltern und Lehrkräfte konnten sich digital in mehreren wissenschaftlichen Live-Vorträgen auf wichtige Themen und wissenschaftliche Grundlagen zum Klimaschutz einstimmen. Zudem konnten die Schüler/-innen sich untereinander sowie ihre Mentor/-innen und die Wissenschaftler/-innen kennenlernen, an mehreren Online-Workshops teilnehmen, Fragen stellen und diskutieren. In den folgenden Wochen werden sie in vier Gruppen ihre Forschungsfragen bearbeiten, recherchieren und Interviews führen. Im Sommer werden sich die Jugendlichen dann zum zweiten Block zunächst an den Hochschulstandorten Münster, Eberswalde und Wuppertal treffen, um gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftler/-innen zu forschen. Anschließend trifft sich die Gesamtgruppe in Berlin, trägt die Forschungsergebnisse zusammen und präsentiert sie vor Publikum in einem ebenso wissenschaftlichen wie kommunikativen Format. Hier erhalten die Teilnehmenden auch ihr „2°Campus“-Diplom.
„Die Jugendlichen sind extrem motiviert“
„Die Jugendlichen, die ja derzeit auf viele außerschulische Ereignisse verzichten müssen, sind extrem motiviert und haben während des Einstiegsblocks ihre große Wertschätzung zum Ausdruck gebracht, dass der ‚2°Campus‘ trotz allem zumindest digital stattfinden kann“, sagt Anne Jansen, Referentin Bildung beim WWF Deutschland in Berlin und zuständig für den „2°Campus“. „Wir drücken fest die Daumen, dass wir der Gruppe im Sommer auch ein persönliches Zusammentreffen und -forschen ermöglichen können.“
2°Campus - WWF Jugend (wwf-jugend.de)
Erstes Bild links: Jan Heinemann
Der „2°Campus“ besteht aus zwei Blöcken. Kurz vor Ostern fand der Einstiegsblock statt. Die insgesamt 20 teilnehmenden Schüler/-innen aus acht Bundesländern sowie interessierte Eltern und Lehrkräfte konnten sich digital in mehreren wissenschaftlichen Live-Vorträgen auf wichtige Themen und wissenschaftliche Grundlagen zum Klimaschutz einstimmen.